Staus ohne Ende

(nth) Über 140.000 Staus auf deutschen Autobahnen jährlich lähmen unsere Wirtschaft. Das Bundesamt für Straßenwesen hat daraus einen Schaden von 1,35 Milliarden Euro errechnet. Unternehmer und Verkehrsexperten schlagen nun Alarm.

„Es gibt in Westeuropa bald kein Land mit schlechteren Straßen“, so der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Hans-Peter Keitel. „Wir müssen dringend mehr investieren.“ In der Realität passiert aber das genaue Gegenteil. Der Haushaltsplan 2011 sieht nur noch 5 Milliarden Euro für die Autobahnen vor – 2 Milliarden weniger, als laut dem ADAC nötig, um Substanzerhalt zu betreiben und Engpässe zu beseitigen.

Laut Bundesverkehrswegeplan ist es vorgesehen, zwischen 2001 und 2015 ganze 2.200 Kilometer Autobahn zu sanieren. Bislang wurden aber nur 500 Kilometer umgesetzt. Professor Michael Schreckenberg, Verkehrswissenschaftler an der Uni Duisburg-Essen, warnt eindringlich vor einem Verfall: „Denn etwa 20 Prozent der Fahrbahndecken sind in keinem guten Zustand.“ Erschwerend hinzu kommt noch die stetig steigende Fahrzeugzahl. „Bis zum Jahr 2025 wird allein der Gütertransport um 70 Prozent zunehmen“, so Schreckenberg.

Nicht nur die Autofahrer bekommen die daraus entstehenden Folgen zu spüren. Eine Studie des ADAC ergab, dass 18 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung davon abhängt, dass der Straßenverkehr einigermaßen reibungslos läuft. Das sind 380 Milliarden Euro Jahresumsatz und 5,8 Millionen Jobs! Keitel regt privat finanzierte Autobahnen an, damit der knappte öffentliche Etat die Konjunktur nicht ausbremst: „In dieser Frage ist kein industrialisiertes Land so rückständig wie wir.“

Quelle: Aktiv Wirtschaftszeitung vom 31.07.2010

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